(28./29.07.2009)
Sommerferien und Langeweile??? Nicht für einen Schachspieler. Irgendwo ist immer ein Turnier. Janek hatte sich in diesem Jahr entschlossen, zum erstenmal beim Mainzer Chess Classic im Mini-Ordix- Turnier und im Mini-Finet-Open (Schnellschach Chess 960) zu starten. Gespielt wurden jeweils 7 Runden. Eine Besonderheit gab es am 2. Spieltag beim Chess 960. Bei dieser Schachvariante, die vom ehemaligen amerikanischen Schachweltmeister Bobby Fischer erfunden wurde, wird vor Beginn der Runde die Stellung der Figuren auf der Grundlinie ausgelost. Dabei gibt es insgesamt 960 Möglichkeiten. Da niemand weiss, welche der Grundstellung gelost wird, kann man hierzu keine Eröffnungstheorie lernen und die Spielerinnen und Spieler müssen vom ersten Zug an ihre Züge genau berechnen.

Die Anreise erfolgte bereits einen Tag vor dem Turnier. Damit blieb noch etwas Zeit Mainz zu erkunden. Gespielt wurde in den Reingold-Hallen, die wiederum in unmittelbarer Nähe der Altstadt und der Fußgängerzone liegen. Das schöne Wetter machte den Ausflug nach Mainz perfekt.

Da bei den Chess Classic auch die Chess960 Weltmeisterschaft und die GrenkeLeasing Schnellschachweltmeisterschaft im Normalschach ausgespielt wurde, war es auch spannend, ob man vielleicht einen der berühmten Schachstars, die man sonst nur aus den Schachzeitungen oder vom Internet her kennt, treffen würde.

Am ersten Spieltag erfolgte wie üblich zunächst die Anmeldung, diesmal als Clubspieler für den SK Turm Bad Hersfeld. Eine kurze Formalie und das einzige Schriftstück, das für das Turnier ausgefüllt werden musste. Danach erfolgte der komplette Turnierablauf vollkommen papierlos und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zunächst erst einmal der große, gut klimatisierte Turnierraum mit großen Bildschirmanzeigen, teilweise elektronische Turnierbretter mit denen die Spiele live ins Internet übertragen wurden und die wie am Schnürchen funktionierende Organisation und der Turnierablauf war mit Abstand das beste was wir bisher im Turnierschach je erlebt hatten. Für die Besucher, die nicht so versiert im Schach sind, waren zwei Bildschirme links und rechts der Bühne aufgebaut auf denen die zwei aktuell stärksten Schachprogramme Fritz und Rybka, ständig für die beiden Spitzenbretter berechneten, ob Weiss oder Schwarz besser steht. Der Service für Spieler und Zuschauer war rundum gelungen.

Vor der ersten Runde gab es schon das erste Highlight, Autogrammstunde mit den Schach-Stars.
Also schnell ein Autogrammposter geholt und dann hin zu den Schach-Promi´s:





Ian Nepomniachtchi
ORDIX-Opensieger 2008
GM, Russland
Elo 2628, Nr. 113 der Weltrangliste
Elo 2650, Nr. 41 der Chess960-Weltrangliste

Arkadij Naiditsch
Bester Deutscher
GM, Deutschland
Elo 2710, Nr. 26 der Weltrangliste
IPS 2662, Nr. 27 der Chess960-Weltrangliste

Levon Aronian
Chess960-Weltmeister
GM, Armenien
Elo 2754, Nr. 6 der Weltrangliste
IPS 2800, Nr. 2 der Chess960-Weltrangliste

Victor Bologan
FiNet Open Sieger 2007
GM, Moldavien
Elo 2687, Nr. 43 der Weltrangliste
IPS 2702, Nr. 22 der Chess960-Weltrangliste

Sergei Movsesian
FiNet Open 2.Sieger 2008
GM, Slovakei
Elo 2734, Nr. 16 der Weltrangliste
IPS 2771, Nr. 6 der Chess960-Weltrangliste

Hikaru Nakamura
FiNet Open Sieger 2008
GM, USA
Elo 2699, Nr. 32 der Weltrangliste
IPS 2777, Nr. 5 der Chess960-Weltrangliste

Viswanathan Anand
Fide-Weltmeister 2000-2002
Alleiniger Weltmeister seit 30.09.2007 in Mexiko
11-facher Chess Classic Sieger
Schnellschach-Weltmeister 2000-2008
GM, Indien
Elo 2783, Nr. 2 der Weltrangliste
IPS 2815, Nr. 2 der Chess960-Weltrangliste

Leider hatte Hikaru Nakamura (u.a. USA-Meister) morgens zur Autgrammstunde gefehlt, aber am Abend vor der 2. Vorrunde um die Chess 960 Schnellschach-Weltmeisterschaft haben wir ihn getroffen und kurz gesprochen. Er hatte offenbar mit dem Jetlag Probleme und war morgens noch zu müde. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner wußte, der "müde" Herr Nakamura sollte am übernächsten Tag zum Chess 960 Schnellschach-Weltmeister gekürt werden.

Dann ging es für Janek auch schon los. Für heute stand das Schnellschach-Open auf dem Programm. Ein Blick auf den Auslosungsbildschirm und schon gings zum Spielpartner. Währendessen wurde ein Musikstück aus den aktuellen Charts gespielt und nachdem dies zu Ende war, hatte jeder seinen Platz gefunden und die Runde war eröffnet.
Da die meisten Teilnehmer eine deutlich höhere DWZ-Zahl als Janek aufzuweisen hatten, waren  Spiele entsprechend hochklassig und jeder Brettpunkt schwer verdient.
Im Feld von 70 Teilnehmern beim Mini-Ordix-Open belegte Janek nach 7 Runden abschließend den 20 Platz in seiner Altersklasse.

Am nächsten Tag spielte Janek zum erstenmal beim Chess 960 Schnellschach-Wettbewerb mit. Dabei kam er mit den besonderen Bedingungen der vertauschten Figuren auf der Grundreihe gut zurecht und verpaßte in seiner Altersklasse mit dem abschließenden 6. Platz durch die schlechtere  Zweitwertung nur knapp die Siegerehrung auf der Bühne.

Bereits eine Stunde nach dem Mini-Open begann die zweite Runde der Chess 960 Schnellschach-Weltmeisterschaft. Hier zeigte einmal mehr Hikaru Nakamura, dass er ein ausgefuchtster Schnellschachspieler ist. Er hatte zwar aus der 1. Vorunde nur einen mageren Gewinnpunkt mitnehmen können, aber an diesem Abend ging er ohne Verlustpartie punktgleich mit Levon Aronian, dem Titelverteidiger, von der Bühne.
Diesen Schachspezialisten einmal bei der Arbeit zuzuschauen, war schon ein besonderes Erlebnis. Dabei konnte man sich sogar noch ein paar Kopfhörer ausleihen und bekam  noch gratis eine hervorragende Komentierung zum Spielverlauf. Am nächsten Abend konnte sich Hikaru Nakamura im Finale gegen Levon Aronian durchsetzen und ist nun neuer Chess 960 Weltmeister. Levon Aronian seinerseits gewann die GrenkeLeasing Schnellschach Weltmeisterschaft im Normalschach, nachdem  für die meisten sicherlich unerwartet,  der Titelverteidiger Vishy Anand sich nicht für das Finale qualifiziert hatte und  um den 3. Platz spielen mußte.

Leider war nach diesem Abend der Ausflug nach Mainz bereits zu Ende und am nächsten Tag ging es um viele Erfahrungen reicher, zurück nach Bad Hersfeld. Zu diesem Zeitpunkt begann gerade das 8.FiNet Chess 960 Open mit 263 Teilnehmern. Am 1. und 2. August wurde noch das weltgrößte Schnellschachturnier (16. Ordix-Open) mit sage und schreibe 694 Teilnehmern gespielt. Bei diesen beiden Turnieren nahmen viele weitere international bekannte Großmeister teil.


Bilder von den Chess Classic gibt´s hier.



Alle Info´s zu den Chess Classic gibt´s hier.